Frühzeitiger Blasensprung bezieht sich auf den Bruch der Fruchtblase vor Beginn der Wehen. Dies kann vor dem errechneten Geburtstermin oder während der frühen Wehen auftreten. In den meisten Fällen beginnen die Wehen innerhalb von 24 Stunden nach dem Blasensprung, aber in einigen Fällen kann es länger dauern.
Ein vorzeitiger Blasensprung ist ein Notfall der Geburtshilfe: Zum einen kann er Wehen auslösen, zum anderen kann es zum Aufsteigen von Keimen aus der Scheide in die Gebärmutter kommen, was das Risiko für eine Frühgeburt und Fehlgeburt erhöht. Liegt der Fötus außerdem noch nicht tief genug im Becken, kann die Nabelschnur beim Fruchtwasserabgang zwischen Kind und Gebärmutterausgang geraten. Beginnen dann die Wehen, drückt der auf den Muttermund pressende Kopf die Nabelschnur zusammen und unterbricht damit die Blut- und Sauerstoffversorgung des Kindes (Nabelschnurvorfall). Dies würde einen sofortigen Kaiserschnitt erfordern.
Die einfachste, aber nicht immer sichere Methode, das (vorzeitige) Aufgehen der Fruchtblase festzustellen, ist die Messung des pH-Werts in der Scheide: Ist der pH-Wert erhöht, spricht dies für das Abfließen basischen Fruchtwassers in die ansonsten saure Scheidenflüssigkeit. Weitere Hinweise auf die Fruchtwassermenge liefert der Ultraschall. Weil die Infektionsgefahr nach vorzeitigem Blasensprung sehr hoch ist, kontrolliert der Arzt zudem die Entzündungswerte im Blut der Mutter und einen Scheidenabstrich auf Bakterien.
Das ärztliche Vorgehen hat zum Ziel, das Ungeborene vor der 35. SSW so lange wie möglich in der Gebärmutter zu belassen. Die Massnahmen richten sich ganz wesentlich nach dem Schwangerschaftsalter:
Vor der 26. Schwangerschaftswoche ist die Prognose für den Fötus schlecht. Liegt kein Infekt vor und kommt es nicht zu vorzeitigen Wehen, wird, wenn irgend möglich, die Schwangere in eine Klinik mit einer spezialisierten Abteilung für Frühgeburten verlegt.
Ab der 26. Schwangerschaftswoche bekommt die Mutter sicherheitshalber Antibiotika, ggf. auch über viele Wochen, bis die Lungenreifung und die Geburtsreife gegeben ist. Die Reifung der Lungen kann mit Kortisongaben beschleunigt werden.
Ab der 32. Schwangerschaftswoche wird heute ein Kaiserschnitt bevorzugt, weil so schwere Komplikationen wie Nabelschnurvorfall und Infektionen verhindert werden können.
Zwischen der 33. und 35. Schwangerschaftswoche versucht man, die Geburt solange zu verzögern, bis die Lungenreife erreicht ist. Wenn nötig, werden Wehenhemmer verordnet.
Tritt ein Blasensprung nach der 35. Schwangerschaftswoche auf, wird das Einsetzen der Wehen abgewartet (unter Antibiose). Setzen 12–24 Stunden nach dem erfolgten Blasensprung die Wehen nicht von selbst ein, leitet man die Geburt mit Prostaglandin ein
Gründe eines frühzeitigen Blasensprungs können sein:
Infektionen: Infektionen des Genitaltrakts können die Fruchtblase schwächen und zum Bruch führen.
Vorzeitige Wehen: Ein frühzeitiger Blasensprung kann manchmal aufgrund von vorzeitigen Wehen auftreten, die die Fruchtblase unter Druck setzen und sie zum Platzen bringen.
Stress: Stress kann den Körper belasten und die Fruchtblase schwächen.
Mehrlingsschwangerschaften: Frauen, die Zwillinge oder Mehrlinge erwarten, haben ein höheres Risiko für einen frühzeitigen Blasensprung.
Rauchen: Frauen, die während der Schwangerschaft rauchen, haben ein höheres Risiko für Komplikationen, einschließlich eines frühzeitigen Blasensprungs.
Schwache Membranen: Einige Frauen haben eine genetisch bedingte Schwäche der Membranen, die die Fruchtblase umgeben, was das Risiko eines frühzeitigen Blasensprungs erhöhen kann.
Vorangegangene Operationen: Frauen, die in der Vergangenheit eine Operation am Gebärmutterhals oder im Bereich des Geburtskanals hatten, haben ein höheres Risiko für einen frühzeitigen Blasensprung.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Frauen, die einen frühzeitigen Blasensprung haben, diese Faktoren aufweisen müssen. Einige Frauen haben möglicherweise keine offensichtliche Ursache für den Bruch der Fruchtblase.
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